Reisebericht:
Hausbooturlaub auf der Charente
Mit dem Hausboot von Jarnac nach St. Savinien und zurück
Mittwoch - Ankommen und das Hausboot kennenlernen
Übernahme der Mystique, ein Hausboot aus der Flotte Le Boat, in Jarnac an der Charente. Laura erklärte uns im Büro alle Besonderheiten zur Charente und gab uns einige Tipps bezüglich Strömung und zur Bedienung der handbetriebenen Schleusen in unserer geplanten Fahrtrichtung. Auch sollten wir nicht ohne Gewässerführer am Steuerstand losfahren, da z.B. die Brückendurchfahrten nicht beschildert seien.
Anschließend folgte die Einweisung auf dem Schiff.
Den ersten Einkauf erledigten wir noch mit dem Auto. Praktischerweise gab es gleich mehrere große Supermärkte an der Ortsausfahrtstraße von Jarnac, so dass wir die schweren Dinge, Getränke, Obst und Gemüse… nicht tragen mussten. Nachdem wir den Einkauf an Bord gebracht hatten, parkten wir unser Auto auf dem vorbestellten und von einer Mauer umgebenen Parkplatz an der Basis.
Den Abend und die Nacht verbrachten wir in Jarnac, am nächsten Morgen sollte es dann losgehen.
Hausboote in Jarnac an der Charente
Donnerstag - Fahrt bis zur Schleuse "La Baine"
Wir hatten uns entschieden, unsere Bootstour auf der Charente in Richtung Rocheford zu fahren. Am ersten Tag wollten wir recht viel fahren, damit uns später auch für die Landaktivitäten ausreichend Zeit bleiben würde. Nach dem Frühstück mit leckerem Baguette und frischen Croissants ging es los.
Der Himmel war noch etwas bedeckt, wir fuhren mit der Strömung und kamen zügig voran. Unser Schiff, eine Mystique, ließ sich gut steuern und da es trocken und mild war, nutzten wir ausschließlich den Außensteuerstand. Schon bald erreichten wir die erste der handbetriebenen Schleusen, Bourg-Charente.
Direkt hinter der Brücke lagen rote Fahrwassertonnen aus, die eine Sandbank markierten und die wir an Steuerbord ließen. Weitere Tonnen folgten, dann passierten wir die zweite handbetriebene Schleuse, Gade-Moulin. Danach folgte ein Streckenabschnitt, in dem auch das Wasserskilaufen erlaubt ist, doch da wir in den Osterferien, also früh in der Saison, unterwegs waren, waren wir das einzige Schiff, das hier unterwegs war.
Betonnung auf der Charente - rote Tonne am rechten Ufer
Weitere Tonnen folgten, der Fluss machte eine Biegung und wir passierten die Schleuse von Cognac. Den Ort wollten wir auf der Rückfahrt besichtigen. Weiter ging es, den sich sanft schlängelnden Fluss entlang. Vor der Brücke Pont de Brives machten wir eine Mittagspause mit Baguette, Pasteten und Käse – köstlich. Auf dem nun folgenden Abschnitt wurde der Fluss etwas breiter, wir sahen einen Eisvogel, passierten Dompierre-sur-Charente, wo während der Saison auch eine Seilfähre verkehrt, und fuhren weiter bis zur Schleuse von "La Baine".
Hier machten wir fest und aßen im Restaurant der alten Mühle zu Abend. Die parkähnliche Anlage rundherum lud zu einem Abendspaziergang ein, es wurden ein Biber und Fledermäuse gesehen.
Besonders bemerkenswert war aber, dass nach der Schleuse der Gezeitenunterschied spürbar war. Da wir nahezu Vollmond, also Springverhältnisse, hatten, fiel dieser auch recht ausgeprägt aus (ca. 80 cm).
Bootstour auf der Charente - vor der Schleuse "La Baine"
Karfreitag - Besuch in Saintes
Mit dem Fahrrad holten wir zum Frühstück Baguette aus Chaniers. Dann passierten wir die automatische Schleuse la Baine. Auch diese wurde auf Grund der frühen Jahreszeit per Knopfdruck von uns selbst bedient. Während der Saison gibt es an dieser Schleuse sonst einen Schleusenwärter.
Der nun folgende Flussabschnitt war gezeitenabhängig, die meisten Anlegestellen von nun an Schwimmpontons. So auch in der hübschen Stadt Saintes mit ihrer bedeutenden Vergangenheit. Wir legten am Schwimmponton direkt am Stadtgarten (Jardin public) an. Von dort waren es nur wenige hundert Meter bis zum Triumphbogen (Arc de Germanicus) und dem Touristbüro direkt daneben. Hier bekamen wir einen Stadtplan und so machten wir uns auf den Weg zum Amphitheater. Unser Weg führte vorbei an der Cathédrale St. Pierre im Stadtzentrum, dann einen Weg hinauf in Richtung der Pilgerkirche St. Eutrope, in deren Nähe das Amphitheater liegt. Die Überreste lassen noch gut die einstige Dimension erkennen. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie der Tagesablauf in diesem Amphitheater aussah, bekamen wir am Eingang ein Informationsblatt (auf Deutsch). Dann sahen wir uns in dem riesigen Bauwerk um.
Hausboot Mystique in Saintes
Auf dem Rückweg zum Schiff bestaunten wir die Kapitelle der von der Atmosphäre der Säulen komplett dominierten Krypta der Kirche St. Eutrope.
Nach einem solchen Besichtigungsprogramm genossen wir bei einem Eis in der Stadt noch das herrlich warme Wetter, anschließend kehrten wir zum Schiff zurück. Abendessen an Bord, dann noch ein kleiner Bummel am Ufer der Charente entlang.
Der Triumphbogen war illuminiert worden – über Geschmack lässt sich streiten.
Triumphbogen (Arc de Germanicus) - illuminiert im April 2019
Samstag - von Saintes nach St. Severin
Am anderen Ufer der Charente, direkt gegenüber unseres Liegeplatzes, befinden sich die Markthallen, der Marché St. Pierre.
Ein Besuch lohnt in jedem Fall: Fisch, Muscheln und Krustentiere – die Nähe zum Atlantik garantiert deren Frische – Käse, Wein, Brot, Obst und Gemüse, Blumen… es ist ein Fest der Sinne mit so vielen Farben, Gerüchen und Geräuschen.
Wir kauften frisches Baguette und herrliche Erdbeeren. Später vervollständigten wir unsere Einkäufe im Supermarkt, gleich hinter dem Jardin public, bevor es weiterging.
Ohne weitere Schleusen fuhren wir bis Port d’Envaux, wo wir eine Mittagspause machten. Mit dem Fahrrad und dem Roller fuhren wir zum Chateau de Panloy. Das Schloss kann (nur mit Führung) besichtigt werden, alternativ kann man auch nur die Gärten besuchen.
In der Markthalle in Saintes - Krustentiere und Meeresfrüchte
Zurück an Bord legten wir ab und fuhren mit der Strömung unserem heutigen Tagesziel und gleichzeitig Kehrtpunkt unserer Bootstour, St. Savinien, entgegen. Der Anleger direkt vor der Klappbrücke liegt direkt an einem Campingplatz.
Daher entschieden wir uns, am Anleger in der Stadt, der extra für den Flusstourismus ausgewiesen ist, anzulegen.
Nach einem Rundgang durch den Ort stellten wir fest, dass die Restaurants mit Ausnahme der Bar geschlossen hatten, und so erstanden wir beim örtlichen Metzger Fleisch, das wir auf unserem Gasgrill an Deck zubereiteten. Es war ein herrlicher Abend.
Jetzt konnten wir auch noch einmal den gravierenden Gezeitenunterschied sehen: Wo vorher am Anleger noch trockenes Ufer gewesen war, plätscherte nun die Charente.
Später zogen dunkle Wolken auf, es wehte ein kräftiger Wind – eine Front war durchgezogen. Auch das war ein beeindruckendes Erlebnis.
St. Savinien an der Charente - vom Hausboot aus gesehen
Ostersonntag - Ostereiersuche und ein ganz gemütlicher Liegeplatz
In Frankreich werden die Ostereier von den Glocken gebracht, die sich am Karfreitag auf den Weg nach Rom machen und bei ihrer Rückkehr die Eier fallenlassen. Wir konnten sie in der Nähe des Bootsanlegers am Ufer finden. Nach der Ostereiersuche frühstückten wir gemütlich.
Dann machten wir uns auf den „Rückweg“. Zum Glück hatten wir uns noch einiges vor, so dass es keine einfache Rückfahrt werden würde.
Die Mittagspause verbrachten wir diesmal in Saintes, denn nun fuhren wir gegen die Strömung, was etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen würde. Wir passierten Chaniers, die Schleuse von la Baine, Orlac, Dompierre-sur-Charente und legten schließlich in Rouffiac an.
An der Anlegestelle gab es einen Park, ansonsten saßen vereinzelt Angler am Ufer, wir waren jedoch das einzige Schiff am Anleger.
Schloss am Ufer der Charente
Montag - Bootsfahrt nach Cognac
Was wäre eine Fahrt über die Charente, wenn nicht auch die regionalen Köstlichkeiten probiert werden könnten? Etwa 9 Kanalkilometer von Rouffiac entfernt machten wir Mittagspause in Chez Landart. Ein gemütlicher Liegeplatz an einer frisch gemähten Wiese erwartete uns. Von dort waren es nur wenige Schritte bis zu M und Mme Babinot, die Wein aus der Region, Cognac und Pineau, einen leckeren Aperifwein, verkauften.
Anschließend bummelten wir die einzige Querstraße des Dorfes hinauf zu einer alten Mühle (der Weg dorthin führt mitten durch einen Weinberg). Von hier aus hatten wir einen wunderbaren Blick über den Fluss.
Dann ging es weiter durch die Schleuse Crouin nach Cognac. Wir legten an der Kaimauer vor dem Freizeithafen an - der einzige Hafen auf unserem Törn, wo wir Liegegebühren bezahlten (mit Strom und Wasser für Schiffe über 12 m 16.50 Euro/Nacht).
Wir sahen uns die Stadt mit ihren gewaltigen Kulissen der Cognac-Destillerien an und am Abend ging es an der breiten Promenade entlang zu dem hervorragenden italienischen Restaurant „La Scala“, direkt neben dem Stadttor Porte St. Jacques.
Cognac, Pineau, Charentewein: Distillierie in Chez Landart
Dienstag - Destillerie-Besichtigung und zurück nach Jarnac
Cognac – der Name der Stadt ist gleichzeitig Synonym für den hier produzierten Branntwein. So bekannte Häuser wie Rémy-Martin, Martell und Hennessy produzieren hier ihren bekannten Cognac und so liegt es nahe, auch eines der Häuser zu besichtigen.
Mit dem Hausboot am alten Stadttor von Cognac
Führung durch die Destillerie
Wir entschieden uns für eine Führung bei Hennessy. Los ging es am Firmensitz am linken Charente-Ufer.
Zuerst überquerten wir mit einem Boot die Charente, denn auf der anderen Flussseite sind die Keller.
Einer davon wurde eigens für Besucher hergerichtet und man erfährt etwas über Gründung und Geschichte der Firma, den Anbau der Trauben und die verschiedenen Anbauregionen, den Destillationsprozess und die Herstellung der Eichenfässer.
Dann ging es weiter in den nächsten Keller. Dieser war einer der in Gebrauch befindlichen Keller.
In endlosen Reihen stapelten sich Fässer mit Eau de vie, der Grundlage des Cognac.
Selbst in den „Himmel“, wie das Lager besonderer Sorten genannt wird, konnte man schauen.
Schließlich folgte zur Verdeutlichung, aus wie vielen Eau de vie sich ein Cognac für einen gleichbleibenden Geschmack zusammensetzen kann eine Anzahl von Flaschen, alle mit unterschiedlichen Geschmacksnoten und Farben. Es war beeindruckend.
Ganz zum Schluss folgte die Verkostung zweier Cognacsorten, jeweils pur und auf Eis und ein Besuch der Boutique.
Destillerie-Besichtigung - Cognac Fässer
Auch in Cognac gab es eine Markthalle. Hier erstanden wir noch etwas Käse und Obst, dann passierten wir die Schleuse von Cognac.
Bei bedecktem Wetter, zwischendurch mit Nieselregen, fuhren wir am Schloss von St. Brice mit der davor stehenden Jagdszene aus Bronze vorbei und weiter die Charente entlang.
Vor der letzten Schleuse Gade-Moulin machten wir eine späte Mittagspause, dann kehrten wir nach Jarnac zurück. Nachdem wir an der Basis angelegt hatten, packten wir unsere Sachen zusammen und aßen in einer Brasserie im Ort zu Abend.
Schloss St. Brice mit Bronzestatue
Mittwoch - Check out und Abschied
Der Check-out sollte um neun Uhr sein, also beluden wir gegen halb neun unser Auto, füllten den Wassertank des Schiffes auf, fegten drinnen und säuberten das Deck.
Laura aus dem Büro überprüfte die gefahrenen Motorbetriebsstunden, es waren 18.
Wir hatten keinen Schaden ins Schiff gefahren, alles an Bord hatte prima funktioniert und so machten wir uns, nachdem wir die Kaution wiederbekommen hatten und die Motorstunden abgerechnet waren, auf den Heimweg.
Die Bootstour mit dem Hausboot führte durch die französischen Departements "Charente" und "Charente Maritime".
Hausboote vor der Charterstation in Jarnac
Weitere Infos zu einer Bootstour auf der Charente
Charterpreise - Mietpreise
Flotte 'Le Boat Charente'
Anne Mühlhausen